Stalder Hans (*1957 Bern)

Die Stiftung Kunsthalle Bern erwarb drei Werke des Berner Malers Hans Stalder (*1957, lebt in Bern), die in der Ausstellung Lose Enden im Hauptsaal der Kunsthalle Bern gezeigt wurden. Zwei davon zeigen belebte Tischszenen, auf dem dritten ist eine Gruppierung von Krähen zu sehen. Es sind ungewöhnliche Sujets für Stalder, dessen Malereien sich bisher eher auf Einzelmotive wie Portraits, Vögel oder Blumen konzentrierte. In Anlehnung an die Pop-Art entstanden diese in mehrfachen Wiederholungen und dominierten in leuchtenden Farben die grafischen Bildräume.

Geblieben in den neuen Malereien ist die Wahl der Titel, sie benennen, was dargestellt ist. Die abgebildeten Tischszenen sind jedoch Ansammlungen, belebte Szenen, die vom Digitalen durchdrungen sind. Die Telefone und Fenster scheinen über allem zu schweben und die Atmosphäre zu beherrschen. Ein Dunst liegt in der Luft. Die kleinen Wölkchen erinnern an den längst aus den Restaurants verschwundenen Zigarettenqualm und wehen zugleich aus der verdinglichten und im Raum stehenden «cloud» her. Solche formalen Bezüge eröffnen thematische und motivische Bezüge zwischen den Bildern. Wie der Rauch, gehen auch weitere Formen von einer Gestalt in eine andere über, Pinsel werden zu Streichhölzern werden zu Krähen werden zu Männern werden zu Hüten und Hüte zu Schatten.

Hans Stalder portraitierte oft Figuren der Subkultur, persönliche Helden wie den Dichter Endo Anakonda, aber auch Stars von Welt wie Madonna oder Bob Dylan. Über den Tisch von 2020 blickt eine andere Ikone: Dargestellt ist die Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete, die als Inbegriff der moralischen Integrität trotz Verbot der italienischen Regierung in Lampedusa anlegte und damit Dutzenden von Flüchtlingen das Leben rettete. Durch ihre Augen scheint ein anderer Held Stalders, der amerikanische Maler Philip Guston, wie Stalder auch war dieser Autodidakt. Die unterschiedlichen Verschiebungen, Überlagerungen und Verwandlungen lassen Stalders Tische zu ganz eigenen Zentren werden, an denen sowohl malereigeschichtliche wie auch politische und autobiographische Themen ihren Platz finden.

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