Serge Spitzer (1951 - 2011, Rumänien/USA)

Die ab 1995 entwickelte Installation «Re/Search (Alchemy and/or Question mark with Swiss air)» war schon in zwei Versionen an wichtigen Ausstellungen zu sehen: an der Biennale von Lyon (1997) unter dem Titel «Re/Search (Bread and Butter with the ever present question of What is the Difference between a Croissant and a Baguette)», und in dem von Harald Szeemann konzipierten Pavillon der Schweizer Nationalbank anlässlich der Expo.02 in Biel, Schweiz (2002).

Die Arbeit wurde der Stiftung Kunsthalle Bern von der Schweizerischen Nationalbank und vom Künstler zur Erinnerung an die Ausstellung «Geld und Wert – Das letzte Tabu» der Expo.02 geschenkt. «Re/Search» ist nunmehr als dichte Installation in einen Raum des Altbaus des Kunstmuseums Bern integriert. In dieser neuen Konstellation wuchert das durchsichtige Labyrinth aus Kunststoffröhren frei im Raum und bildet ein undurchdringliches Knäuel, durch das zwei zufallsgesteuerte Rohrpost-Kapseln hindurchzischen, ohne je zu kollidieren. Die Spannungsverhältnisse zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Ordnung und Chaos, Gewicht und fragilem Schweben, Statik und Bewegung bilden rekurrierende Muster in Spitzers Werk, die vielfach auf gesellschaftliche Funktionsweisen hindeuten.

Der 1951 in Bukarest geborene und seit den frühen 80er-Jahren in New York ansässige Künstler beschäftigt sich seit Jahren mit dem Material «Luft» als Gegenpol zur soliden, schweren Objektwelt. Luft ist nicht nur Umraum, sondern auch ein Symbolträger, der Dynamik, Mobilität, verbunden mit der Atmung aber noch viel strukturierter Zirkulation und Kreislauf evoziert. Das Werk «Re/Search» lebt von der Wechselwirkung von Sog und Schub und evoziert verschiedene Funktionsweisen des menschlichen Körpers. Durch die Offenlegung des pneumatischen Systems, das normalerweise in Wände integriert ist, sind die technischen Geräte nicht mehr ein Vehikel oder ein «Medium», sondern werden zur «Message» selber. Diese präsentiert sich unter dem Aspekt einer Problemstellung: Was geschieht, wenn man zwei quasi identische rationale Systeme zusammenschliesst? Es entsteht eine gewaltige Komplexität, die gar in ein Chaos oder eine Katastrophe, d.h. ins Irrationale münden kann. Dadurch wird «Re/Search» zu einem Modell des menschlichen Verhaltens und der gesellschaftlichen Beziehungen.

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