Shimabuku (*1969)

Wie Voltaires Candide durchstreift Shimabuku die Welt, begegnet anderen Menschen und der Natur, und macht poetische, witzige und faszinierende Erlebnisse. Jedes seiner Werke erzählt die Geschichte einer unwahrscheinlichen Begegnung, einer Überwindung von Grenzen zwischen Staaten, Spezies und Zuständen. 

Die erste der beiden Arbeiten, die von der Stiftung Kunsthalle Bern angekauft wurden, trägt den Titel Gift: Exhibition for Monkeys. Sie dokumentiert eine improvisierte Performance auf dem Affenberg in Kyoto im Jahr 1992. Der Künstler hatte herausgefunden, dass Affen oft Glasscherben vom Boden auflasen und sie gebannt betrachteten. Er entschied sich folglich, eine Ausstellung für die Affen zu kuratieren und verwendete vornehmlich Souvenirs und Kitschobjekte mit Affendarstellungen, die örtliche Händler den Touristen feilboten.

Ein Teil der Wirksamkeit von Shimabukus Arbeiten resultiert aus dem Humor, mit dem er Körper und Körperlichkeit zur Grundlage von Performances macht. In der Performance beziehungsweise im Video Flying me (2006), der zweiten durch die Stiftung Kunsthalle Bern erworbenen Arbeit, wird aus einem Ganzkörperporträt des Künstlers ein Drachen gebastelt und am Strand zum Fliegen gebracht. Diese Begegnung mit dem Element läuft keineswegs in ballettartiger Eleganz ab: Da flattern dünne Papierbeinchen grotesk und fremdartig im Wind. So verweist das Werk auf die Diskrepanz zwischen Erwartung und Scheitern; durch das Narrativ von der ersehnten luftigen Leichtigkeit schimmert sozusagen als Palimpsest ein Gleichnis über Anstrengung und Streben.

Beide Werke entwerfen Modelle der Interaktion mit der Kunst, mit der Welt, mit anderen Lebewesen – und in beiden keimt das Wundersame aus dem Nährboden des Gewöhnlichen: Shimabukus Welt ist unverkennbar die Unsrige.

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